Gegenläufige Verschiebung, 2023
installation views:
Gegenläufige Verschiebung
Klockermuseum
Hall (AT), 2023
Tektonische Interferenzen
Eines der zentralen Objekte ist die große mehrteilige Skulptur Tektonische Interferenzen. Als Motiv wählte die Künstlerin einen Plattenbau in Berlin, dessen architektonische Struktur durch die beiden Farbtöne rosa und dunkelrosa betont wird. Das Foto wird auf vier Glaspaneele kaschiert, die diagonal versetzt im Raum aufgestellt werden und dadurch wieder zu gebauter Architektur werden. Das Motiv wird fragmentiert und durch die Transparenz seiner Massivität beraubt. Die repetitive, modulhafte Architektur wird durch die Überlagerung uminterpretiert, und die Wahrnehmung, welche im Gehirn vervollständigt wird und eine Sinnhaftigkeit erfährt, wird durch die konstante Verschiebung immer wieder von neuem irritiert. Je nach Standpunkt bieten sich den Betrachter:innen beim Wandeln immer neue Perspektiven und Interpretationen der fragmentierten Architektur.
Simultane Abweichung
Das Wandobjekt Simultane Abweichung basiert auf dem Foto des Hallenbads im Zentrum für interdisziplinäre Forschung in Bielefeld. In der Realität lässt die spiegelnde Wasserfläche die Fenster dort erscheinen, wo sie sich nicht befinden. In der Installation wird die Wasserfläche uminterpretiert zur Glasscheibe. Werner fügt damit eine weitere Dimension hinzu und spaltet den Bildraum auf. Die Durchdringung von Schwimmbadkacheln und Fenstern im Motiv erinnert bereits an eine Doppelbelichtung, die durch den Print im Hintergrund und das zwischen Glas kaschierte Dia im Vordergrund ein weiteres Mal verdoppelt wird. Mit diesen Mitteln interpretiert sie die Wasserspiegelung neu und führt sie gewissermaßen ad absurdum.
Einfassung des Blicks
Einfassung des Blicks ist der Titel der beiden Rahmenobjekte, die auf Sockeln in der Ausstellung präsentiert werden. Das Motiv verdichtet verschiedene Tiefenebenen auf eine Fläche. Die Hauptebene des Objektes Einfassung des Blicks I zeigt den Blick auf eine Tür, die mit einer grafischen blauen Form gestaltet ist. Auf diese Ebene projizieren sich sowohl die dahinterliegende Ansicht als auch die Reflexion des Außenraums. Im gläsernen Bildträger wiederholt sich die Verschachtelung von Räumlichkeit noch einmal, indem der Hintergrund und auch die Reflektion des Ausstellungsraumes Teil der Arbeit werden. Die Interpretation von Räumlichkeit in diese verschiedenen Ebenen ist eine Leistung des Gehirns, welche auf Erfahrungen des visuellen Sehens beruht. Durch die Bilderflut im Alltag, die Überpräsenz des flächigen Mediums, meistens durch Screens wie Bildschirm und Handy, aber auch durch Werbeinformation im Stadtraum wird unser visueller Input inzwischen dominiert von vermittelten Bildern. Die Dauerpräsenz digitaler Medien beeinflusst unsere Wahrnehmung und unser Wirklichkeitsverständnis maßgeblich. Was bedeutet das für unser Verständnis der Welt, für unser Erleben von Körper und Räumlichkeit und für unseren Sinn für Realität? Ein Bild ist immer schon konfiguriert, ein Ausschnitt im rechteckigen Rahmen. Die Abbildung, die der Einfassung des Blicks II zugrunde liegt, zeigt die Nahansicht eines Bürogebäudes aus den 1960ern. Im Vordergrund stehen die Fenster mit den rosa-verspiegelten Glasscheiben. Das Glas im Motiv wird aufgenommen durch die orthogonal dazu aufgestellten Glasscheiben in Rosa- und Orangetönen. Die Holzrahmen, die das Glas halten und paraventartig aufgestellt werden, nehmen Bezug auf die Fensterrahmen. Es ist der Anfang einer gebauten Konstruktion, welche annähernd an Architektur erinnert.
(aus dem Ausstellungstext von Lena Ganahl)
kompletter Ausstellungstext: