Stratified – Fragmentierte Welten, 2017
Filmriss, Blickwechsel
collage made from Archival Pigment Prints
installation view:
'Stratified / Fragmentierte Welten'
das weisse haus
Wien, 2017
Die Papierarbeit ‚Filmriss‘ zeigt einen fließenden Verlauf von der Abbildung eines Küstenpanoramas hin zu einer abstrakten Faltung. Die Panorama-Aufnahme ist aus vier Einzelbildern zusammengesetzt, die vom vorbeifahrenden Boot heraus aufgenommen wurden. Die Zeitlichkeit des Vorbeigleitens wird eingefangen durch die Sequenzen der Faltung, die das Bild horizontal stauchen. Dabei ist die Faltungsweise abgeleitet von Balgen, wie man sie von alten Kameramodellen kennt.Das Spiel mit Licht und Schatten erinnert an das Flackern nach einem Filmriss. Als Filmriss bezeichnet man ebenfalls eine Erinnerungslücke. Durch das Abfotografieren der Falten mit zunehmender Schattierung und erneutes Falten wird der Realraum in das Bild eingeschrieben, bis das Bild wie bei einer Rückkoppelung überschrieben ist. Es ist ein verworrenes Spiel der Auflösung von Raum, Bild und Erinnerung - ähnlich wie in einem Traum bzw. einer abgerissenen Traumsequenz - ein Transitraum zwischen Fiktion und Realität, zwischen Abbildung und gefaltetem Papier.
Architektur wird in der Fotografie standardmäßig so dargestellt, dass die Geradlinigkeit und Klarheit der geometrischen Struktur hervorgehoben wird. Beim Bildobjekt 'Blickwechsel' wird mit der durch die gekrümmten Linien hervorgerufenen Flüchtigkeit ein Aspekt in der Wahrnehmung unterstrichen, welcher der Rezeption von Stadtraum in der Bewegung näher kommt. Das Auge nimmt Gebäudekanten nicht als gerade Linien wahr und das Gebäude niemals als Ganzes, sondern immer nur punktuell abtastend. Ein Blickwechsel in seiner zweiten Bedeutung tritt insofern auf als dass die beiden Fotografien in einen Dialog treten, verstärkt durch die beiden Glasscheiben, die eine eigene Architektur bilden und den Rahmen neu setzen.